Bonn – 4. November 2022
Am Freitag besuchten Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg und Referatsleiter „rehapro“ Andreas Flegel des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) das „agt-Forum – Teilhabehaus Bonn“. Das Modellprojekt in Trägerschaft des Jobcenters Bonn wird aus Mitteln des Bundesprogramms „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ finanziert.
Das Teilhabehaus Bonn ist einzigartig in der Region Bonn / Rhein-Sieg und gehört aktuell zu den größten Projekten seiner Art bundesweit.
Dr. Rolf Schmachtenberg zur Bedeutung dieses Austausches: „Für uns im Bundesministerium ist die Rückkopplung mit umsetzenden Projektträgern vor Ort ein wichtiges Element, um Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Bundesprogramms „rehapro“ in all seinen Facetten zu gewinnen. Die Erfahrungen der Praktiker*innen vor Ort sind für uns ganz wertvoll.“
Sie gäben dem Bundesministerium – neben der wissenschaftlich begleiteten Evaluierung – unmittelbare Hinweise, welche Hilfsangebote den betroffenen Menschen, in diesem Fall Langzeitarbeitslosen mit seelischen Erkrankungen, besonders viel Nutzen brächten. Daraus ließen sich Impulse ableiten, welche konkreten Hilfen und welche Strukturen über die Programmlaufzeit des Bundesprogramms „rehapro“ bis 2026 hinaus gegebenenfalls dauerhaft ins Sozialrecht übernommen werden könnten, erläuterte Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg.
ZIELE DES BUNDESPROGRAMMS „REHAPRO“
Mit dem Bundesprogramm „rehapro“ setzt das BMAS den gesetzlichen Auftrag nach § 11 SGB IX um und fördert Modellprojekte, welche die Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen unterstützen. Zur Zielgruppe gehören im weiteren Sinne auch arbeitslose Menschen, die an seelischen Erkrankungen leiden.
Ziel des Bonner Projektes „agt-Forum – Teilhabehaus Bonn“ ist es, neben konkreten Hilfen für Betroffene die Wechselwirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit und psychischen Erkrankungen besser zu verstehen.
WAS DAS TEILHABEHAUS BONN AUSMACHT
Die im Jobcenter verantwortliche Bereichsleiterin Beate Oeffner und Projektkoordinatorin Françoise Böttger stellten das Projekt zunächst in seinen wesentlichen Grundzügen vor, um dann gemeinsam mit den Vertreter*innen der acht Netzwerkpartner und den beiden Vertretern des Ministeriums in den Austausch zu gehen.
Die Netzwerkpartner im Teilhabehaus bringen Expertise aus verschiedenen Bereichen mit, z.B. der Suchthilfe, der psychiatrischen Betreuung oder Arbeitstrainings für Menschen mit psychischer Erkrankung.
Robert Zirbes, stellvertretender Geschäftsführer im Jobcenter Bonn: „Für die betroffenen Menschen, das zeigt unsere tägliche Arbeit im Teilhabehaus, sind die kurzen Wege zwischen verschiedenen Trägern und Netzwerkpartnern, die hier unter einem Dach arbeiten, ein großer Vorteil. Wir nehmen die Menschen an der Hand und ermöglichen so, dass die Leistungen der einzelnen Netzwerkpartner nahtlos ineinandergreifen können.“
Wenn die Gesundheitslots*innen und Netzwerkpartner*innen gemeinsam mit den Betroffenen einen realistischen Weg aus der Krise suchen, steht die Arbeitsaufnahme nicht im Vordergrund. Es geht um kleine Schritte, bei denen meist die Förderung der Gesundheit das Wichtigste ist. Gut angenommen von vielen Teilnehmenden werden beispielsweise die innovativen Gruppenangebote des Teilhabehauses zur Bewegung und Selbstwirksamkeit.
Ein wichtiges Ziel des Projektes sei es außerdem gewesen, so Robert Zirbes, zusätzlich zu den Kooperationsvereinbarungen mit den Netzwerkpartnern im Teilhabehaus, eine Arbeitsgemeinschaft mit allen regionalen Reha-Trägern zu gründen, um sich regelmäßig auszutauschen. Dies gelte es nun, mit konkreten Zielen und Inhalten zu füllen.
Nach zweistündigem Austausch sagte Dr. Rolf Schmachtenberg abschließend: „Zunächst mal finde ich es großartig, dass die Beteiligten hier in Bonn 2020 das Teilhabehaus trotz doch ziemlich erschwerter Bedingungen aufgrund der Corona-Pandemie ins Laufen gebracht haben. Die Erfahrungen, die hier gemacht werden, finde ich ausgesprochen ermutigend, wenn es um neue Ansätze geht, künftig noch mehr langzeitarbeitslosen Menschen mit Erkrankungen bessere Teilhabechancen zu bieten.“
ZAHLEN UND FAKTEN ZUM „AGT-FORUM – TEILHABEHAUS BONN“
- 20 Beschäftigte des Jobcenters Bonn und elf weitere Mitarbeiter*innen von acht Netzwerkpartnern arbeiten unter einem Dach.
Die Netzwerkpartner sind:
- Diakonisches Werk Bonn und Region gGmbH
- Fachambulanz Sucht
- Fachbereich Sozialpsychiatrie des Caritasverbandes für die Stadt Bonn e. V.
- Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg gGmbH
- Hilfe für psychisch Kranke e.V. Bonn/Rhein-Sieg
- LVR-Klinik Bonn
- PAUKE Bonn-Rhein-Sieg gGmbH
- Verein für Gefährdetenhilfe (VFG) gB-GmbH
Weitere Kooperationspartner sind die Arbeitsagentur Bonn, die Bundesstadt Bonn, der Landschaftsverband Rheinland und die Deutsche Rentenversicherung
Im Projektzeitraum bis Ende 2024 ist die Teilnahme von bis zu 3.375 arbeitslosen Menschen aus Bonn vorgesehen. Die Projektteilnahme erfolgt in Absprache mit der jeweiligen persönlichen Ansprechperson im Jobcenter Bonn und ist freiwillig.
Seit Mai 2020 haben 1.400 Menschen den Weg in das Projekt gefunden.