Viele Branchen sehen sich angesichts der demografischen Entwicklung und Herausforderungen durch die digitale und ökologische Transformation vor Fachkräfteengpässen. Demgegenüber steht eine große Zahl arbeitsuchender Menschen, die aber oft nicht über die notwendige berufliche Qualifikation verfügen, um den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu decken. Das Jobcenter Bonn setzt deswegen bereits seit langem insbesondere auf Qualifizierungsangebote, mit denen Arbeitslose einen vollwertigen Berufsabschluss erlangen können, z.B. über eine betriebliche Umschulung.
Mit dem Projekt „HbUplus – Heranführung an die betriebliche Umschulung“ führt das Jobcenter Bonn bereits seit 2018 erfolgreich die Interessen von Ausbildungsbetrieben und Menschen auf Arbeitssuche zusammen, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig verbessern wollen.
Warum Umschüler*innen für Unternehmen interessant sind
Zwei Unternehmen in der Region, die Umschüler ausbilden, sind SUN Global Logistics Solutions GmbH in Troisdorf und GLAMUS – Gesellschaft für moderne Kommunikation mbH in Bonn.
Das Troisdorfer Transport- und Logistikunternehmen schult aktuell einen 30-jährigen Mann zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung um. Ein zweiter hat soeben seine Abschlussprüfung erfolgreich bestanden.
Sven Thomas Scheer, Geschäftsführer:
„Auch wir spüren tendenziell den Mangel an qualifizierten Fachkräften, insbesondere in den Bereichen Disposition, Lagerlogistik und Transport, deswegen bilden wir traditionell auch selber aus.
Für uns stellte sich nicht die Frage, entweder einen jugendlichen Azubi oder einen etwas älteren Umschüler zu beschäftigen; vielmehr ist die Umschulung eine sinnvolle Ergänzung, selbst eigene Fachkräfte auszubilden. Das Jobcenter unterstützt uns im Rahmen von HbUplus sehr effektiv u.a. bei der Bewerberauswahl. Das heißt, wer uns über HbUplus vermittelt wird, will etwas erreichen, hat ein klares Berufsziel und weiß, welche Anforderungen der Beruf und die Umschulung an ihn stellen.“
Die Bonner IT-Firma GLAMUS bildet zurzeit einen Umschüler mit Unterstützung von HbUplus zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung aus. Zusätzlich steht ein Praktikant in den Startlöchern für eine Umschulung.
Gerhard Loosch, Geschäftsführer: „Positiv fiel mir auf, dass der Umschüler bereits vorab sehr gut orientiert war, was unser Unternehmen macht und was die Umschulung zum Fachinformatiker für ihn bedeutet. Da leistet das Jobcenter mit HbUplus eine sehr wertvolle Vorbereitung. Die Chancen, dass die Erwartungen auf beiden Seiten dann zusammenpassen und der Umschüler die notwendigen Voraussetzungen mitbringt, um die Umschulung bis zur Prüfung durchzuhalten, sind sehr hoch.“
Auch bei GLAMUS sieht man die Option Umschulung als geeigneten zusätzlichen Weg neben der regulären Ausbildung von Nachwuchs.
Wie das Projekt „HbUplus“ im Jobcenter Bonn arbeitet
Yasemin Zeycan ist eine von zwei Betriebsakquisiteurinnen im Projekt HbUplus:
„Unsere Erfahrung ist, dass die Unternehmen die Lebens- und Berufserfahrung der Umschüler*innen zu schätzen wissen. Das Alter der Zielgruppe, an die sich das Projekt richtet, reicht von Ende 20 bis ca. Mitte 40.
Die Umschulung ist auch deswegen attraktiv für Betrieb und Umschüler*in, weil sie um ein Drittel kürzer ist, z.B. bei einer dreijährigen Ausbildung zwei Jahre. Um zu schauen, ob es für beide Seiten auch von der Chemie her passt, wird oft ein Praktikum vorgeschaltet. Auch Teilzeitmodelle sind möglich.
Die Umschüler*innen werden außerdem durchgehend von unseren Coaches betreut, die sie bis zur erfolgreichen Abschlussprüfung vor der zuständigen Kammer begleiten.
Auch für zugewanderte Menschen, die bei den Deutschkenntnissen mindestens über das Sprachniveau B2 verfügen, kann eine Umschulung interessant sein.“
Über 80 Prozent der Umschüler*innen packen den Abschluss und finden anschließend eine Arbeit
Die Quote von 81 Prozent bei den bestandenen Abschlussprüfungen – 97 von 120 Umschüler*innen der Startjahrgänge 2018 bis 2021 haben es geschafft – zeige, dass die engmaschige Betreuung von HbUplus ein guter Ansatz sei, ist Yasemin Zeycan aufgrund ihrer Erfahrungen überzeugt.
84 Umschulungsabsolvent*innen (87 Prozent) haben anschließend eine Arbeit gefunden.
Zudem ist die Abbrecherquote seit 2018 kontinuierlich gesunken.
Rund ein Drittel der Umschulungen findet im Handwerk statt, etwa ein Viertel in kaufmännischen Berufen.
Hinweis an Ausbildungsbetriebe:
Jetzt unverbindlich informieren!
Betriebsakquisiteurin Yasemin Zeycan: „Wie reguläre duale Ausbildungen können Umschulungen auch zum 1. August eines Jahres starten bzw. im Handwerk zum 1. Oktober. Betriebe, die mehr über das Thema Umschulung erfahren möchten oder wie HbUplus sie unterstützen kann, sind herzlich eingeladen, uns zu kontaktieren. Wir haben für viele Berufe motivierte Bewerber*innen im Pool. Wenn Unternehmen überlegen, im Sommer evtl. einen Umschüler oder eine Umschülerin zu beschäftigen, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sich unverbindlich bei uns zu informieren.“