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Aktuelles aus Ihrem Jobcenter Bonn
Oft ein Teufelskreis:
Bonn – 12. Mai 2022
- Das „agt-Forum – Teilhabehaus Bonn“ bündelt unter einem Dach verschiedene Hilfen für arbeitslose Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
- Arbeitslosigkeit und psychische Erkrankungen können in Wechselwirkung zueinander stehen.
- 2020 erschwerter Projektstart wegen Pandemie.
- Jobcenter Bonn und Netzwerkpartner mit positiven Erfahrungen nach zwei Jahren Teilhabehaus.
Über zwei Jahre ist es inzwischen her, als die Verantwortlichen im Jobcenter Bonn sich Ende 2019 über eine besondere Nachricht freuen konnten: Die Zusage des Bundes über Fördermittel aus dem Programm rehapro für das Projekt „agt-Forum Teilhabehaus Bonn“. Im Mai 2020 nahm dann die in der Region Bonn/Rhein-Sieg einzigartige Institution die Arbeit auf.
Das Teilhabehaus Bonn, so das Konzept, will eine wesentliche Lücke im Hilfesystem für arbeitslose Menschen schließen, die unter seelischen Erkrankungen leiden. Ziel ist es daneben auch, die Wechselwirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit und psychischen Erkrankungen besser zu verstehen. Die Projektergebnisse sollen dazu beitragen, dem Gesetzgeber Hinweise für passendere Hilfsangebote zu geben.
GESUNDHEIT IST VORAUSSETZUNG FÜR TEILHABE AM ARBEITSLEBEN
Beate Oeffner ist die für das Teilhabehaus zuständige Bereichsleiterin im Jobcenter Bonn: „In der Regel liegt der Fokus bei der Betreuung arbeitsloser Menschen darauf, sie für den Arbeitsmarkt fit zu machen, beispielsweise durch berufliche Weiterbildung, oder ihnen direkt eine Arbeit zu vermitteln. Manchmal fehlt es jedoch allen Beteiligten an der Erkenntnis, dass dem eigentlichen Ziel der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit eine psychische Erkrankung entgegensteht. Die Gründe, warum Menschen dann vorhandene Hilfsangebote nicht in Anspruch nehmen, sind vielfältig: Oft fehlen notwendige Informationen oder bürokratische Hürden erscheinen zu hoch. Andere Betroffene haben vielleicht den Glauben daran verloren, dass es für sie passende Hilfen geben könnte. Auch die Angst vor Stigmatisierung wegen Arbeitslosigkeit oder der Erkrankung spielt häufig eine Rolle.
Deswegen beruht das Neue bei unserer Arbeit im Teilhabehaus eindeutig auf der Verknüpfung von Gesundheitsförderung und Arbeitsförderung.“
KLEINE SCHRITTE UND INNOVATIVE ANGEBOTE
Françoise Böttger, Projektleiterin des Jobcenters Bonn im Teilhabehaus:
„Wenn wir betroffene Menschen einladen, gemeinsam mit unseren Gesundheitslots*innen und Netzwerkpartner*innen einen realistischen Weg zu finden, steht die Arbeitsaufnahme nicht im Vordergrund. Es geht um kleine Schritte. Ein erster Schritt kann z.B. sein, dass Teilnehmende nach langer Zeit zum ersten Mal wieder einen Hausarzt aufzusuchen. Ein weiterer Schritt könnte dann sein, sich auf die Suche nach einer Stelle für ein Arbeitstraining zu machen. Als sehr hilfreich empfinden viele Teilnehmende auch die innovativen Gruppenangebote des Teilhabehauses zur Bewegung und Selbstwirksamkeit.“
2020 WEGEN PANDEMIE ERSCHWERTER PROJEKTART
Das Projekt musste 2020 pandemiebedingt unter erschwerten Bedingungen starten. Dennoch gibt es durchaus schon einige Erfolgsgeschichten von Teilnehmenden, die eine Qualifizierung, manchmal sogar eine Beschäftigung aufgenommen haben oder auf dem Weg dorthin sind. Olaf Schmidt (Name auf Wunsch geändert) hat vor acht Monaten das Angebot des Teilhabehauses angenommen. Der 49-jährige, gelernte Fachkraft für Abwassertechnik, arbeitete 10 Jahre als Gabelstaplerfahrer und Maschineneinrichter, bis er länger arbeitslos wurde. Ob die gesundheitlichen Probleme durch die Arbeitslosigkeit bedingt waren oder eher umgekehrt, kann er heute nicht mehr eindeutig sagen. Das Teilhabehaus war für ihn jedenfalls eine Chance, diesem Teufelskreis zu entkommen.
Olaf Schmidt: „Mir hilft im Teilhabehaus sehr der regelmäßige persönliche Kontakt zu meiner Gesundheitslotsin. Es wird nicht gebohrt oder gedrückt, sondern einfach nur nachgehorcht, wie es mir geht und selbstbestimmtes Handeln gefördert. Ich habe Probleme gehabt, überhaupt noch aus dem Haus zu gehen – das kommt jetzt wieder. Inzwischen bin ich auch wieder in der Lage, mir ärztliche Hilfe zu holen. Ich habe das Gefühl, dass ich auf einem guten Weg bin und wenn es so weiterläuft, plane ich im Sommer ein Praktikum in einer Fahrradwerkstatt.“
INSGESAMT ACHT NETZWERKPARTNER IM TEILHABEHAUS PRÄSENT
Die acht Netzwerkpartner im Teilhabehaus bringen Expertise aus verschiedenen Bereichen mit, z.B. der Suchthilfe, der psychiatrischen Betreuung oder Arbeitstrainings für Menschen mit psychischer Erkrankung. Nach zwei Jahren Teilhabehaus Bonn sehen die Netzwerkpartner ihre Erwartung an das innovative Projekt erfüllt.
Anita Schönenberg, Leiterin des Bereichs Sozialpsychiatrie der Caritas Bonn:
„Psychische Beeinträchtigungen spielen oftmals eine große Rolle, wenn Menschen nicht am Arbeitsleben teilhaben können. Persönliche Gespräche mit den von uns betreuten Menschen sind wichtig, um Vertrauen und damit eine konstruktive Arbeitsbeziehung aufzubauen. So ist es möglich, auch komplexe Problemlagen positiv zu verändern, die auf den ersten Blick nichts mit dem Thema Arbeit zu tun haben, sich aber dennoch negativ auf die Arbeitsfähigkeit auswirken.“
Karin Runde, Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit beim Netzwerkpartner LVR-Klinik Bonn:
„Unsere Mitarbeiter*innen im Teilhabehaus verstehen sich als Lots*innen im Gesundheitssystem. Sie sorgen für mehr Transparenz bei den ambulanten, teilstationären und stationären Behandlungsangeboten in Bonn und der Region. Eine wichtige Aufgabe in dem Zusammenhang ist auch, bei den betroffenen Menschen Vorbehalte gegenüber Psychiatrie abzubauen, Offenheit zu schaffen, Behandlungsangebote auch in Anspruch zu nehmen.“
Der Verein Hilfe für psychisch Kranke e.V. Bonn/Rhein-Sieg ist ein Netzwertpartner, der mit seinem Angebot praktische Hilfestellung zur Integration ins Arbeitsleben leistet. Das „Externe Arbeitstraining“ ermöglicht den Teilnehmenden, sich zu erproben, die eigene Leistungsfähigkeit richtig einzuschätzen und zu steigern.
Angela Ehlert, Mitglied im Vorstand des HfpK e.V.:
„Alle Partner, die im Teilhabehaus arbeiten, wachsen immer mehr zu einem Team zusammen. Durch unsere gute Vernetzung unter einem Dach können wir den Menschen schneller dort Unterstützung zukommen lassen, wo sie am meisten gebraucht wird.“
Weitere Informationen und interessante Links finden Sie in der Vollversion der Pressemitteilung nachstehend zum Download.
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