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„Wenn sie will, mache ich eine gute Bäckerin aus ihr!“ – Pilotprojekt ProEQ für junge Geflüchtete

  • Arbeitgeber der Region und das Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Bonn-Duisdorf führen junge Erwachsene mit Fluchthintergrund an eine Berufsausbildung heran.
  • Fortsetzung des Projektes ProEQ 2019/20 in Planung: Aufruf an Ausbildungsbetriebe, Ausbildungsinteressierte mit Fluchthintergrund und Multiplikatoren der Flüchtlingsarbeit.

Nr. 4 / 2019 – 27. Juni 2019

Ein typischer Werktag in der Bäckerei Dorfinger in Sankt Augustin um 4.30 Uhr in der Früh. Denait Mulue (17) ist schon hellwach und befüllt gerade die Auslage mit frischem Gebäck und Kuchen. Um 5.30 Uhr öffnet bereits das Ladengeschäft und die ersten Kunden kaufen Brot und andere Backwaren.

Denait ist keine gewöhnliche Mitarbeiterin. 2016 ist sie aus Eritrea nach Deutschland geflohen. Das ostafrikanische Land gilt als eine der repressivsten Diktaturen auf dem Kontinent. Die Perspektivlosigkeit treibt vor allem viele junge Menschen in die Flucht. Ihr beschwerlicher Weg führte sie nach Sankt Augustin, wo sie von der Berufsberatung der Arbeitsagentur betreut und letztes Jahr als eine von 18 jungen Frauen und Männern in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis auf das Pilotprojekt ProEQ aufmerksam wurde.

Erste ProEQ-Klasse 2018/19 mit hoher Erfolgsquote abgeschlossen

Robert Zirbes, stellvertretender Geschäftsführer im Jobcenter Bonn, ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis:

„Von 18 gestarteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, darunter drei junge Frauen und 15 junge Männer, haben 14 bis zum Ende des Schuljahres durchgehalten. Elf von 18 (61%) haben bereits einen Ausbildungsvertrag unterschrieben und drei Teilnehmer hatten andere Beschäftigungen aufgenommen. Mit insgesamt 14 (78%) Ausbildungs- und Arbeitsaufnahmen ist das eine ausgezeichnete Integrationsquote und macht Mut, das Konzept fortzuführen.“

Ausbildungsbetriebe in der Region Bonn/Rhein-Sieg fanden über ProEQ Azubis für die Berufe Anlagenmechaniker/in – Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Bäckereifachverkäufer/in, Friseur/in, Gärtner/in, KFZ-Mechatroniker/in – Karosserietechnik, Medizinische/r Fachangestellte/r, Tischler/in, Tourismuskaufmann/-frau und Zimmerer/in.

Was und für wen ist ProEQ?

Das Projekt ProEQ ist ausgerichtet auf die Bedürfnisse zugewanderter Jugendlicher und junger Erwachsener bis 35 Jahre, die an einer (dualen) Berufsausbildung interessiert sind. ProEQ kombiniert das Instrument der betrieblichen Einstiegsqualifizierung (EQ) im Rahmen eines Langzeitpraktikums (6 bis 12 Monate) bei einem Wunscharbeitgeber mit 2 berufsübergreifendem Unterricht an einem Berufskolleg (in einer separaten Klasse) und zusätzlicher intensiver Deutschförderung.

Engagierte Betriebe bieten Praktika und vielleicht sogar einen Ausbildungsplatz

Die Chefin des Ausbildungsbetriebs Bäckerei Dorfinger, Constance Dorfinger, steht voll und ganz hinter ihrer engagierten Praktikantin: „Die Eingewöhnung für Denait war nicht einfach, aber das wäre uns in ihrer Situation genauso gegangen, noch minderjährig und alleine in einem völlig fremden Land. Die Sprache war für sie am Anfang eine ziemliche Hürde, aber inzwischen klappt es mit der Verständigung ganz gut. Und man hat relativ früh gemerkt, sie will was erreichen und ist talentiert für das Bäckerhandwerk. Ich habe ihr versprochen, wenn sie will, mache ich eine gute Bäckerin aus ihr.“

Denait Mulue, mit 17 die jüngste in der ProEQ-Klasse am Berufskolleg, freut sich sehr, denn sie hat ihren Ausbildungsvertrag bereits in trockenen Tüchern: „Ich kann es noch gar nicht glauben, wie gut alles gelaufen ist. Ich bin hier in Sicherheit, so viele Menschen kümmern sich um mich und jetzt kann ich sogar eine Ausbildung machen.“

Getrennter Unterricht am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises Bonn-Duisdorf

Am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises Bonn-Duisdorf werden die Pro-EQler in den Fächern Berufliche Orientierung, Mathematik, EDV und Politisch-gesellschaftliches Lernen unterrichtet. Sebastian Koringer ist hier Klassenlehrer: „Es ist schon spannend herauszufinden, welches Entwicklungspotential in den Teilnehmerinnen und Teilnehmern steckt, wie etwa bei Denait, aber auch bei anderen. Der erste Eindruck kann da ziemlich täuschen – in die eine oder andere Richtung. Bei Denait hatte ich anfangs eher Zweifel, ob sie den Anforderungen gewachsen ist, und jetzt scheint sie durchzustarten.“

Das Lehrerteam am Berufskolleg sieht dabei folgende Stärken von ProEQ: Die teilnehmenden Praktikumsbestriebe wie die Bäckerei Dorfinger sind extrem engagiert und kümmern sich vorbildlich. Gleichzeitig können die jungen Praktikantinnen und Praktikanten zeigen, was in ihnen steckt. Außerdem werden sie durch den separaten Unterricht auf die Anforderungen der Berufsschule während der Ausbildung vorbereitet.

Enge Kooperation und Abstimmung aller beteiligten Institutionen

Jan Meyer ist Integrationsfachkraft im Integration Point Bonn und koordiniert das Projekt ProEQ. Bei ihm laufen alle Fäden der beteiligten Institutionen zusammen. „Bei sieben, acht Teilnehmern läuft es sehr gut. Hier sind bereits Ausbildungsverträge in Vorbereitung, die sich an die Einstiegsqualifizierung anschließen sollen. Das ist auch das Ergebnis der engen Zusammenarbeit aller Projektpartner (siehe unten). Sowohl die Teilnehmer als auch die Betriebe werden eng betreut und finden für jede Frage einen Ansprechpartner. Natürlich springen auch einige Praktikanten ab, das ist normal und hat verschiedene Gründe: Lebenspläne und Prioritäten ändern sich oder die schulischen Anforderungen sind trotz allem immer noch zu hoch. Aber der Aufwand lohnt sich für jeden Einzelnen, der nach Ende der EQ reif für eine Ausbildung ist und womöglich direkt vom Praktikumsbetrieb oder woanders als Azubi übernommen wird.“

Fortsetzung des Projektes ProEQ 2019/20 in Planung – Aufruf an Ausbildungsbetriebe, Ausbildungsinteressierte mit Fluchthintergrund und Multiplikatoren der Flüchtlingsarbeit

Aktuell laufen bereits die Vorbereitungen für die zweite ProEQ-Klasse, die im September 2019 am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises Bonn-Duisdorf starten soll. Interessierte Ausbildungsbetriebe in der Region Bonn/Rhein-Sieg, ggf. auch in angrenzenden Kreisen, sind eingeladen, sich zu beteiligen, Langzeitpraktikumsplätze zur Verfügung zu stellen und so möglicherweise ihren künftigen Azubi fit für eine Ausbildung im eigenen Betrieb zu machen (Weitere Informationen vgl. Anlage Flyer für Arbeitgeber).

Auch junge Erwachsene mit Fluchthintergrund und Multiplikatoren der Flüchtlingsarbeit sind herzlich eingeladen und aufgerufen, Kontakt zu den Jobcentern oder der Arbeitsagentur aufzunehmen. Die ersten Informationsveranstaltungen zum Thema ProEQ laufen bereits.

 

ProEQ ist eine Kooperation von Jobcenter Bonn, Jobcenter Rhein-Sieg, Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg in Zusammenarbeit mit dem Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises Bonn-Duisdorf dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und der Volkshochschule Bonn (VHS).

Ansprechpartner für ProEQ bei den Jobcentern und der Arbeitsagentur

Hotlines für interessierte Praktikums- und Ausbildungsbetriebe:

  • Gemeinsamer Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg und des Jobcenters Bonn: Tel. 0228 / 924-1666
  • Arbeitgeberbetreuung des Jobcenters Rhein-Sieg: Tel. 02241 / 95802-307

Für Ausbildungsinteressierte mit Fluchthintergrund sowie Multiplikatoren der Flüchtlingsarbeit:

  • Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg
    Frau Wulf, Tel. 0228 / 924 3336

Pressekontakt:

Sabine Schultz | Pressesprecherin, Jobcenter Rhein-Sieg
Tel.: (02241) 3978 460 | jo*******************************@jo**********.de

Markus Waschinski | Pressesprecher, Jobcenter Bonn
Tel.: (0228) 8549 345 | jo*******************@jo**********.de

Dr. Lars Normann | Pressesprecher, Agentur für Arbeit Bonn
Tel.: (0228) 0228 924-1444| Bo******************@ar************.de

Pressemitteilung zum Download

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